Griechenland
Die griechische Gesellschaft als selbstreferentielles System
In der Systemtheorie gibt es zur Untersuchung einer Gesellschaft nützliche Instrumente. u.a. die Sichtweise von Selbst- und Fremdreferenz.
Danach kann man eine Gesellschaft als ein System mit vielen Teilsystemen kennzeichnen. Selbstreferenz heißt danach Selbstbezogenheit zum eigenen System um jeden Preis.
Dieses Prinzip der Selbstreferentialität besagt, dass alles, was an einem Mitglied der Gesellschaft herangetragen wird, immer zuerst intern verrechnet und geprüft wird, ob diese angebotene
Information passfähig auf die bisherigen Erfahrungen, auf das zugehörige System und das bisherige Leben ist oder nicht. Diese Verrechnung ist meist nicht bewusst und berichtbar. Es sind
die eigenen blinden Flecke, indem man nicht sieht, was man nicht sieht.
War früher es selbstverständlich, dass diese Teilsysteme nur dazu da waren, dem Ganzen durch ihre Spezialisierungen zu dienen und den Gesamtsinn zu wahren, so ist heute in allen postmodernen
Gesellschaften die Entwicklung einer nach innen bezogenen Logik zu beobachten.
Hier in Griechenland hat sich diese Selbstbezogenheit einzelner Teilsysteme eklatant verhärtet. Es haben sich Teilsysteme und damit Teilbewusstseinstrukturen entwickelt, die sich heute nur noch sehr
schwer oder überhaupt nicht durch eine über alle Teilsysteme hinweg reichende, verbindliche Grundsymbolik, wie zum Beispiel Verhinderung der Staatsbankrotts, koordinieren. Es ist fast ausschließlich
eine Differenzierung der gegenseitigen Abgrenzung und des eigenen Wohlergehens im eigenen System zu beobachten. In der Frühphase der Moderne war die Differenzierung der funktionalen Teilsysteme von
einer traditionellen, gesellschaftlichen Zentrallegitimation der Garant für das enorme Durchstarten und die geschichtlich gesehen einzigartige, exponentielle Steigerung von Möglichkeiten und
Handlungsoptionen in Europa.
In Griechenland hat sich eine seltsame Paradoxie entwickelt:
Seit der Befreiung von den Türken und Neukonstituierung durch die Gründung der Republik 1974 war ein Aufbruch und Neuorientierung durch eine mutige Selbstorganisation in allen Richtungen oder aber
ein Zustand der Inaktivität und Lethargie zu erwarten.
Bis heute lastet das kulturelle Gedächtnis aus den Jahrhunderten der Unterdrückung durch die türkische Herrschaft und der nachfolgenden Unterdrücker immer noch -offen oder versteckt- auf das
griechische Volk. Die Hauptmerkmale dieses Gedächtnisses, das sich tief in den Körper hinein verankert hat und normalerweise nicht mehr berichtbar ist, sind: „Überleben um jeden Preis“, „alle
subversiven Strategien des Überlebens einem Mächtigen gegenüber entwickeln“,“ keine Initiativen entwickeln“, „sich tot stellen“,“ einzig und allein der Familie verpflichtet usw.“ Dazu passen bis
heute die vielen kleinen Tricks, Ganovenstücke und kleinen Korruptionen im Alltag (z.B. kein Preisschild bei Waren, Doppelrechungen beim Hausbau- oder Verkauf, keine Rechnungen zahlen,
lächerliche Steuererklärungen bei Freiberuflern und Ärzten usw.) bis hin zu den großen Käuflichkeiten bei Polizei, Parteien, Kirchen, Militär und Organisationen. Aus der Familienforschung wissen wir,
dass sich alte Muster bis in die 3.oder 4 Generation sozial vererbt. Es ist damit auch klar, dass wir es bei Bewußtseinsänderungen in Jahrzehnten rechnen und damit auch in Jahrzehnten Hilfsprogramm
bereitstellen müssen, wenn es die Gesellschaft und Politik wollen.
Es ist aus dieser Sicht verständlich, dass sich das griechische Volk innerhalb der -zugegebener Massen kurzen Zeit der Demokratie- nicht zu Ansätzen einer demokratischen, innovativen und
produktiven Gesellschaft mit einer funktionierenden Organisation und Rechtsstruktur innerhalb Europas entwickeln konnte.
Die gegenwärtige Lage zeigt, dass in vielen Teilsystemen sich ein Zustand der Lethargie und eine massive gegenseitige Behinderung durch einzelne Teilgruppen (ins besondere die Eigeninteressen von
Organisationen, Ämtern, Polizei, Parteien, der Kirche und des Militärs) bei Innovationen und Geschäftsgründungen, aber auch bei den politischen Parteien herrscht.
Das Individuum findet seinen Platz in der griechischen Gesellschaft immer als Teil unterschiedli¬cher Funktionssysteme, vor allem aber nach wie vor zuerst in der Familie. Was außerhalb ist, ist weit
weg, nicht veränderbar und zu anstrengend. Dies kann man als Erbe aus der Zeit der Unterdrückung und als unverantwortliche Selbstreferenz in der Gegenwart deuten. Andererseits gibt es viele
Initiativen und mutige Griechen, die die Zeichen der Zeit erkannt haben, sich diesen Barrieren widersetzen, Pioniergeist zeigen und leider des Öfteren scheitern. Weil die Parteien selbst in ihre
eigene Selbstreferenz verstrickt sind, ist von der Regierung und der Opposition z. Z. keine Abhilfe z.B. der übermächtigen Bürokratie gegenüber zu erwarten.
Nimmt man einige weitere Kategorien aus er Systemtheorie als Hilfe für die Analyse einer Gesellschaft hinzu, so sind vor allem die Kategorien Zugehörigkeit, Solidarität und Loyalität, Dichte der
Organisation, Kommunikation, Präferenzordnung der Teilsysteme, Kohärenz zwischen den Teilsystemen, Abgrenzung, Selektion usw. bedeutsam.
Kern- und Randbildung in Griechenland
Jedes soziale System bildet einen Kern und einen Rand
Die Kernbildung hat ihre Aufgabe, in einem System Stabilität und einen Sinn zu bilden.
Zur Kernbildung eines Systems gehören viele Kategorien: Hier seien nur einige davon genannt:
Kommunikation und Entscheidung, Unsicherheitsabsorbtion, Mitgliedschaften,
Hierarchisierung, die Mächtigkeit/Ohnmacht der Struktur, Erfolg und Misserfolg der Organisation, Personalentwicklung, Ablaufsteuerung, Ressourcengewinnung und Ressourcenverteilung,
Finanzstruktur, Zugehörigkeit, Loyalität, gegenseitige Wertschätzung, die Art der Zugehörigkeit, der Sinnrahmen mit einer Präferenzordnung, Rollenzuweisung, Identitätsbildung, funktionale
Differenzierung, durch Organisationen, Solidarität, Loyalität, Kommunikation, Wertschätzung und Anerkennung, Selektion Temporalisierung, Kontingenz, die Bildung kultureller Muster, Qualifizierung der
nächsten Generation, Ressourcenbildung, usw.
Zur Randbildung gehören die Kategorien: Kommunikation, Relationen,
Zugehörigkeit, politische und ökonomische Umwelt, Grenzziehung nach außen, usw.
Wir wollen davon nur ein paar herausgreifen:
Zugehörigkeit:
Die Kategorie Zugehörigkeit hat in Griechenland eine eigenartige Version
angenommen. Unterteilt man ein System in Kern- und Randbildung, so
ist die Frage, welche Kernbildung die griechische Gesellschaft entwickelt hat, das dann als nationale und internationale Identifikationsfigur dient. Sicherlich hat Griechenland sehr markante
äußerliche Markierungssymbole wie z. B, die Flagge oder die Schrift entwickelt, dennoch bleiben viele Bereiche einer Systementwicklung in Kern- und Randbereiche schwach und unterentwickelt,
wie z. B. die Kategorie Zugehörigkeit und Abgrenzung
Mittelalterliche Gesellschaften wie es Griechenland z.T. noch ist, bilden sich innerhalb eng gezogener Grenzen, in einer kleinen Welt mit überall spürbaren Differenzen von vertraut/ nicht vertraut.
Hinter den Bergen und in Spatentiefe beginnt bereits eine andere Welt, in der die bekannten Gewissheiten versagen können. Dabei spielt die geringe Reichweite sprachlicher Verständigungsmöglichkeiten
eine wichtige Rolle. Als Beispiel der selbstreferentiellen Kommunikation mag das Beispiel aus Kos dienen: Der jetzige Bürgermeister kann kein Englisch, obwohl Kos ein ausgesprochene
Touristenregion ist. Er hat es nicht nötig, sich in ein anderes Sprachspiel einzulassen, als das eigene. Für einen Europäer gänzlich ausgeschlossen und nicht verstehbar. Auffällig ist z.B. auch
die starke Randbildung gegenüber Europa. Es gibt wenige Helenen, die stolz sind, ein Europäer zu sein (es liegen mir leider keine empirischen Daten dazu vor). Eklatant ist die starke, mit vielen
Mythen und Vorurteilen behaftete Randbildung gegenüber der Türkei und den arabischen Staaten. Wie stark dieser Rand ist, kann man an den überdimensionalen Ausgaben des Militärs messen. Griechenland
steht in der Relation innerhalb der europäischen Länder mit ihren Aufrüstungen und Militärausgaben an erster Stelle. Der Mythos eines Überfalls der Türkei sitzt so tief, dass man mit
Vernunftgründen quer durch die griechische Bevölkerung keine Chance der Verständigung hat. Dabei könnten Griechenland und die Türkei durch eine Versöhnungskapagne ein ähnliches Grundverhältnis wie
Frankreich und Deutschland erreicht haben und eine wichtige gemeinsame Brücke von Europa nach Asien und Arabien zum Nutzen aller bilden.
Die Dichte der Zugehörigkeit in Griechenland nimmt kontinuierlich von der Familienzugehörigkeit bis zu den politischen Parteien oder gar den Staat ab. es sei denn, man ja „Rousfetti“
–Beziehungen. Viel wichtiger ist die Zugehörigkeit zum eigenen Dorf, Gemeinde und Nachbarschaft. Zugehörigkeit zum Staat oder zu Europa ist in einer breiten Öffentlichkeit drittrangig.
Weitere Bereiche in der Kernbildung
Kontingenz
In der Systemtheorie gilt eine Kategorie in der Analyse von modernen Gesellschaften als besonders wichtig: Es kommt darauf an, welche Grenzziehungen ein System zieht und wie das Mitglied diese
Grenzziehung befolgt oder nicht.
Die Entwicklung von Variationsmöglichkeiten innerhalb und außerhalb von ursprünglichen Grenzziehungen hat sich in Griechenland dramatisch vergrößert: Im Alltag ist die Variation von Verhalten
und Entscheidungen nicht mehr primär nach den staatlichen Grenzziehungen zu beobachten, sondern im Alltagsgeschäft durch gegenseitige Anpassung an das Faktische und an die gegenseitige Verständigung.
Die Musterbildung schreitet voran und gleitet in die nicht mehr berichtbaren Sphären des Gehirns ab. So lässt sich im Alltag gut leben. Wieso soll ich eine Grenzziehung beachten, wenn es daneben noch
viele andere Möglichkeiten im Alltag gibt, die für mich erfolgreich und zugleich folgenlos bleiben? Wozu brauchen wir da noch Reglementierungen seitens des Staates oder gar der Europäischen Union.
Der Begriff Abweichung ist nicht als ein risikoreiches Unterfangen oder moralisches Vergehen zu verstehen, sondern ehe als sportliche Eleganz und Cleverness, nicht umsonst gibt es die beiden
Zuschreibungen: clever und stupid. Hier ist bei vielen deutschen Politikern ein gerade zu naiver Glaube an die Veränderbarkeit menschlichen Verhaltens (siehe Schäuble Interview im Spiegel vom 4.7.)zu
konstatieren.
In Griechenland hat sich eine deutliche Veränderung vollzogen: Nach dem die Kirche jegliche Kraft zur Einhaltung von Guten, Wahren und dem Einen und damit auch die Aussicht auf das Richtige und
Stabile verloren hat, müssen der einzelne und die gesellschaftlichen Gruppen eine neue Form des Vertrauens auf eine Lösung finden. Dazu dient am besten eine neue Form des Kritisierens am Alten oder
an Konzepten, die ohne nähere Prüfung besser ist als das Vorhandene. Das ergibt zugleich einen weiteren Verlust an Stabilität und Vertrauen auf übergeordnete Werte und Grenzziehung für die Zukunft
und für eine junge Generation. Dies bedeutet, dass die griechische Gesellschaft sich auf Selektionsbahnen (man wählt gerade das aus, was am opportunsten ist) begeben muss, die nicht mehr ohne
weiteres Stabilität in Aussicht stellen und so nach innen z.T. Ratlosigkeit und Lähmung nach sich ziehen können. Die deutsche Politik der gegenwärtigen Regierung hat z. T. ähnliche, aber nicht so
gravierende Züge.
Die gegenwärtige Situation zeigt deutlich, dass die Regierung keine universale Steuerungs- und Grenzziehungsfunktion erfüllen kann, weil Teilsysteme eine solche „Regierungsgewalt“ entwickelt
haben, dass die eigentliche Regierung sich in vielen Teilen nicht mehr durchsetzen und seinen eigenen Beamtenapparat und die vom Staat privilegieren Lizenznehmer nicht mehr disziplinieren kann. Als
markantestes Beispiel ist die eben vergangnen Revolution der Taxifahrer, die die gesamte Tourismuswirtschaft inmitten einer Hochsaison des Tourismus lahm gelegt und Milliarden Schäden in der Ökonomie
Griechenlands verursacht hat.
Ein Sonderbereich ist die Geschäftswelt, die nach Europa und der Welt Geschäftsbeziehungen und damit eine offenere Kommunikation erfolgreich pflegen. Es gibt in letzter Zeit ermutigende
Zeichen einer Initiative seitens der griechischen Geschäftswelt. Diese wäre eine eigene Darstellung wert.
Bildung und Technologie
In der Kernbildung sind die Bereiche gemeinsame Präferenzordnung (was ist der wichtigste Werte und Sinn) und Entscheidungsprämissen (was wird als Selbstverständlichkeit ohne Hinterfragung angesehen)
entscheidend: wie z.B. in den Bereichen Bildung und Technologie.
In der Bildung hat sich ein Zweiklassen -System entwickelt. Die offizielle Schule, in der die Schüler und Studenten offenbar wenig lernen und die teure „Privatindustrie von Wissen“ im
Nachmittag und Abendstunden meist von den gleichen Wissensträgern. Die Folgen sind riesige Investitionen für bildungsoffene Familien ohne einen Fortschritt in den nachfolgenden Bildungssystemen
und zugleich die Zementierung eines Bildungssystems durch ein Spezialsystem „Lehrerklasse“, die eine Veränderung überhaupt nicht wünscht, weil sie ihre finanziellen Ressourcen nicht verlieren
möchten.
Auch hier haben die oligarchischen Familienclans Papandreou und Karamanlis nur auf die eigenen Bildungschancen ihrer Kinder, ihren Clans und ihrem gekauften Klientel , nicht aber für ein
Bildungssystem gesorgt, das zukunftsorientiert die gesamte nächste Generation qualifiziert und entsprechende Ressourcen bereitstellt. Das griechische Erziehungssystem hat für viele Bereiche, etwa bei
modernen Technologien, im Handwerk und für das höhere Management überhaupt keine adäquate Ausbildung bereitgestellt.
Im Bereich der Technologie kann man allmählich die Übernahme von Wissen aus anderen Nationen beobachten, eigene Technologie wie z.B. eine Solartechnologie ist bis vor kurzem nur rudimentär im eignen
Land entwickelt worden, obwohl die Energiequelle Sonne „unendlich“ groß und kostenlos gewesen wäre.
Selektion
Nimmt man die Kategorie Selektion hinzu, ergibt sich ein weiteres Dilemma in Hellas: Selektion bedeutet Reduktion einer hochkomplexen Situation durch Einschränkung und Begrenzung auf die eigenen
Situation. Angesichts der oben beschriebenen gesellschaftlichen und politischen Situation in Griechenland hat sich eine über weite Kreise verbreitete Selektionsmentalität verbreitet: weil die eigene
Situation schon hochkomplex und damit zugleich konservativ stabil ist, ist der Blick in andere Teilsysteme der Gesellschaft oder der Blick über die nationalen Grenzen bis zur Fragen der
Globalisierung hinweg dermaßen komplex, dass man lieber im eigenen Bewusstseinsgehäuse bleibt, als dass man das Risiko der Unsicherheit und der Neu- und Umorientierung anpackt.
Selektion bedeutet also einerseits Begrenzung und Reduktion von Komplexität um eine eigene Stabilität zu erreichen, diese Begrenzung könnte aber auch eine Neuorientierung und Neuorganisation unter
neuen begrenzenden, aber innovativen Strukturen zur Folge haben.
In Griechenland hat sich auf der Grundlage der Unterdrückermuster aus der Geschichte kaum eine Neuorientierung ergeben.
Kommunikation
Wenn man den Begriff Kommunikation verwendet, kann man zunächst naiv sagen, Kommunikation wäre Austausch von Information. Dies erklärt aber die Komplexität, Kompliziertheit und Verschiedenheit
des Mitteilens und Verstehens nicht. Wer sagt was und wer versteht was?
Hier wollen wir nur die Selbstreferentialität der Kommunikation in einigen Teilsystemen der griechischen Gesellschaft betrachten.
Dies bedeutet, dass jedes der oben beschriebenen Teilsysteme seine eigene Kommunikation produziert und zugleich ausschließt, was andere Teilsysteme und deren Mitglieder unter Kommunikation
verstehen. Dies klingt wohl abstrakt, betrachtet man aber konkret einige Teilsysteme in ihrer jetzigen Kommunikation, so wird diese sehr schnell deutlich:
1. Die gegenseitige Kommunikation zwischen ND und PASOK ist ein jeweils in sich geschlossener Kreislauf ohne Rücksicht auf einen gemeinsamen Gesamtsinn.
2. Der jetzige Außenminister kommuniziert im europäischen Raum anders als im eigenen Land, d.h. er muss sich auf mindestens zwei semantischen Ebenen bewegen, weil die anstehenden Entscheidungen
innerhalb Griechenlands ganz anders zu interpretieren sind.
3. Ein weiteres Beispiel mag die selbstreferentielle Kommunikation in Griechenland drastisch verdeutlichen: Die Zuwendungen und Projekte der EU für Griechenland waren seit Jahrzehnten bis heute nur
durch Tafeln mit den europäischen Sternen in griechischer Schrift ausgebracht. Ein außergriechischer Beobachter, der die griechische Schrift nicht mächtig, aber Zahler für Griechenland ist,
bleibt verborgen, was da steht. Das bedeutet, dass eine fließende Kommunikation und einmalige Chance gegenseitiger Verständigung und Anerkennung zwischen den beiden Systemen und deren
Mitglieder- Griechenland und EU - bewusst unterbunden wurde. Es wird unterstellt, dass die griechische Bevölkerung nur auf eine eigene Weise von den Zuwendungen anderer Europäer unterrichtet werden
soll.
4. Im Bereich der Kommunikation ist noch ein Bereich von zentraler Bedeutung: Die selbstreferentielle Selektion von Information durch die Medien. Die vielen halbstaatlichen
Rundfunkanstalten produzieren einen selbstreferentiellen Stil, der flach und in vielen Teilen unkritisch ist. Das Volk wird mit fast- food Information versorgt und politische Missstände oder
außenpolitische Probleme werden tunlichst ausselektiert. Probleme des eigenen Staates und seiner Struktur bzw. seiner Misstände werden aus soziologischer Sicht wegdiskutiert (Discounting).
Variation mit neuen Formen und Inhalten, Provokation und Rebellion wäre die andere Seite einer neuen medialen Welt.
Es wird gesprochen und gesprochen, wie ein Wasserfall in einem flachen Gewässer. Das Projekt z.B. Europa hat kaum ein ausführliches und positiv besetztes Terrain erobern können.
Temporalisierung /Der Zeitverbrauch
Der Umgang mit der Zeit ist ein konstituierender Faktor für jede kulturelle Entwicklung. Dazu gehören die Dimensionen Zeit als Lebenssinn, Zeit als frei verwendete Form des Daseins, Zeit als Raum von
Produktivität und Arbeit, Zeit als Rahmen von Leistung und Kontrolle, Zeitmanagement im Arbeitsprozess als unumgängliches Instrument für Produktivität und Konkurrenz auf den nationalen und
internationalen Märkten.
Wir leben in Europa in einer größtenteils vorgegebenen Zeitstrukturierung durch Arbeitstakte, von außen festgelegten Zeitkontingente und globaler Konkurrenz.
Für Griechenland gelten nach unseren Beobachtungen hauptsächlich folgende Arten von Zeitverbrauch:
1. „Avrio“
Die augenfälligste Erscheinung ist der Zeitverbrauch ohne Bindung. Awrio ist dafür das Symbol und der Code dafür. Versucht man die historischen Wurzeln dieser Bedeutung, so kommt man zum Schluss,
dass diese Haltung als Erholung und Aufatmenszeit von harter, fremdbestimmter Arbeit und Sklaverei entstand durch einen semantischen Trick „avrio“, zu sagen. Dadurch hat man sich Luft verschafft und
kann morgen wieder von vorne dieses Spiel aufziehen. In der gegenwärtigen Situation ist dieser Zeitverbrauch in allen Alltagsgeschäften, wie z.B. im Handwerk, in der Jugend, in Zahlungsverkehr und im
Behördenalltag anzutreffen. Diese Grundhaltung hat zwei Seiten: zum einen ist es eine gesellschaftsfähige Unbestimmtheit und Freiheit über das eigene Zeitkontingent, zum anderen ist diese Haltung
eine ökonomische, individuelle und moralische Fehlinvestition und widerspricht einer modernen Gesellschaft in mitten von Konkurrenz und globalen Veränderungen.
Die große Freiheit und Interpretation von Zeit für private und geschäftliche Zuteilung ist in der griechischen Gesellschaft für einen außen stehenden Beobachter eine großartige Errungenschaft und ein
Faktor für den Traum einer freien Gesellschaft. Nicht umsonst kommen Touristen von vielen europäischen Ländern und bewundern diese Zeitphilosophie.
Dieses Verhältnis von freier und gebundener Zeit hat aber auch Folgelasten für eine Gesellschaft: Die Frage der Zuverlässigkeit, Planbarkeit und Solidität des Mitarbeiters und auch des Produkts
ist damit gestellt. Viele joint -venture Geschäfte mit anderen Partnern aus dem Ausland sind damit gescheitert.
2.Die „Hier- und Jetzt“ Zukunftsphilosophie
Wenn man sich in die Dimension Zeit einlässt, gibt es sofort Unterscheidungen von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
Jedes Volk hat sein kulturelles Gedächtnis, dies prägt die Gegenwart und evtl. die Zukunft.
Für Griechenland gilt:
Wenn diese aber zu komplex erscheint und für die eigene Evolution als Neues keine Aussicht auf positiver Veränderung der eigenen Situation in Aussicht stellt, ist die Zukunft etwas, was kommt,
aber auch wieder vergeht, ohne nennenswerte Veränderungen. Bereiche wie Kreativität, Innovation, Erfinden und Wagnis sind dann Kategorien, die in diesem Regelkreis keine Bedeutung oder
Anschubkraft haben. Antizipation und Planung für Zukunft im Sinne einer Energieaufladung und Vorsorge in einer immer größer werdenden Kompliziertheit der Außenwelt sind in einem solchen Zirkel nur in
Ausnahmen vorfindbar.
In Griechenland ist die Vergangenheit immer und überall bewusst, meist aber unbewusst in die Gegenwart hinein verwoben. Dies erklärt auch die hohe Selbstreferentialität der Helenen.
Die Zukunft als etwas, was unbekannt und Neues produziert, kann für die eigene Existenz und für die Politik bedrohlich werden.
Lieber bleibt man beim Alten und Festem, statt dem Zauber des Neuen zu verfallen. So jedenfalls ist die Zeitdimension Zukunft im Laufe der letzten 30 Jahre nicht die dominante Zeitfaktor für
Innovation, Pioniergeist und Wagnis, sondern eher eine Sache des Bewahrens, der Begrenzung und des Stillstands geworden.
Antizipation, Vorsorge, Vorausschau, Neukonstruktion und Bereiche im Sozialen, wie Empathie, Rücksichtnahme als Instrumente der Zukunftssicherung und als wünschenswerte Qualifikation für die
junge Generation waren kein attraktiver Faktor in der Bildung, im Ökonomischen, in der Technologie und in den Wissenschaften gewesen.
Es wundert daher nicht, dass, wenn man junge Leute befragt, wie sie ihre Zukunft gestalten wollen, neben dem Gespenst der Arbeitslosigkeit kaum Antworten finden.
3. Die Doppelbödigkeit des Zeitverbrauchs in den Organisationen
In den Bereichen der Organisationen, Bürokratie und Ämter ist der Zeitverbrauch doppelbödig: Die Angehörigen dieser Bereiche verbrauchen ihre Zeit auf einer souveränen und nahezu
unabhängigen Selbstreferenz: sie bestimmen im Wesentlichen wann und wie sie ihre „Kunden“ bedienen oder nicht. Die Kunden wiederum sind von dieser Selbstreferenz abhängig und haben kaum eine Chance,
diesen Zeitverbrauch zu verkürzen, wenn es z.B. um Genehmigungen geht. Allein diese Zeitverzögerung (bis zu 2 Jahren) kostet Millionen in der Produktivität und damit Wertschöpfung in der griechischen
Gesellschaft.
Seit neuester Zeit hat sich aber auch ein deutlicher Trend der schnelleren Bearbeitung z.B. bei Steuern und bei Immobiliengeschäften
gezeigt. Dies ist ein hoffnungsvolles Zeichen für Innovation und Beachtung der Bürgerrechte, vielleicht wird auch bald ein System der Besteuerung von Grundstücken (Grundsteuer) etabliert. Dies wäre
ein großes Symbol für eine europäische Gleichstellung von Pflichten des Bürgers und zugleich ein Hoffnungsschimmer für eine Entlastung der europäischen Steuerzahler.
4. Die Käuflichkeit als Sicherung für die Zukunft
Der vierte Zeitverbrauch ist im Bereich der Politik zu suchen: Man bezahlt seine Wähler durch Gratifikationen für eine Amtsperiode. Innerhalb dieser Amtsperiode muss die Gratifikation durch
Ämter, sichere Stellen und gute Absicherung im Rentenalter festgezurrt werden. Damit ist bei beiden Seiten die Sicherheit in der Unsicherheit der Zukunft erreicht. Der Politiker kann auch auf
die nächste Wahlperiode hoffen, der Wähler bleibt im Wesentlichen der gewählten Partei treu. Die Zeit bleibt so stehen und von außen angemahnte Veränderungen werden selektiert. Diese
Käuflichkeit ist in meinen Augen einer der größten Schandmale für einen echten Demokraten.
:
Das alte selbstreferentielle Muster des Überlebens
Das durch die jahrtausende entwickelte Muster“ Durchschlängeln, dann wird alles gut“, gilt immer noch: „ durch die Zuwendung der Tranche 2 bleibt alles beim Alten, es wird zwar härter, aber die
Grundprinzipien Käuflichkeit und „avrio“ bleiben erhalten. Darin werden wir uns nicht ändern“.
Es bleibt abzuwarten, ob sich in Griechenland eine deutliche Veränderung vollzieht:
Nach dem die Kirche die Kraft zur Einhaltung von Guten, Wahren und dem Einen und damit auch die Aussicht auf das Richtige und Stabile verloren hat, müssen der einzelne und die
gesellschaftlichen Gruppen eine neue Form des Vertrauens auf eine Lösung finden. Dazu dient am besten eine neue Form des Kritisierens am Alten oder an Konzepten, die ohne nähere Prüfung besser ist
als das Vorhandene(Beispiel: Samaras). Das ergibt zugleich einen weiteren Verlust an Stabilität und Vertrauen auf übergeordnete Werte und Grenzziehung für die Zukunft und für eine junge Generation.
Dies bedeutet, dass die griechische Gesellschaft sich auf Selektionsbahnen (man wählt gerade das aus, was am opportunsten ist) begeben muss, die nicht mehr ohne weiteres Stabilität in Aussicht
stellen und so nach innen z.T. Ratlosigkeit und Lähmung nach sich ziehen können.
Magie
Eine andere Dimension in der Analyse ist der Bereich der Magie:
Magie bedeutet die Erklärung und Behandlung von Ungewöhnlichem, Überraschendem und Unverdientem als Zusatz von Kausalwissen und zugleich die Leugnung des Zufalls. Es widerfährt einem oder nicht. Das
magische Weltbild bleibt in den segmentären Gesellschaften neben einem rationalen Weltbild, es wird nicht durch Aufklärung allmählich abgelöst, sondern erhält neue Kraft, wenn es um komplexe
Probleme geht.
In der griechischen Gesellschaft hat sich über weite Bereiche diese Magie, das Unerklärliche durch Magie erklärlich zu machen, scheinbar durch die Kirche erhalten. Dies kann man in den vielen
Heiligenfeste beobachten, die auch heute besucht und in einem rituellen Kontext eingebettet sind. Sie fußen auf der Erfahrung durch die Jahrhunderte, mit Hilfe außerirdischen Gestalten ein
Vertrautsein mit der Entwicklung von Unerwartetem und Schicksalsschlägen zu sichern. In diesen Patrozinien sammeln sich Leute, diese Magie und Ritus gerne mit dem Genuß einer Ziege oder Lamm zu
verbinden. Man hat zu diesen sakralen Dingen inzwischen ein ziemlich pragmatisches und situationsbezogenes Verhältnis. Des Öfteren entfällt die Funktion des Erinnerns an vertrautes Gedankengut,
an Legenden und Abenteuern aus der frühen Zeit der Helenen. Die Feste verlieren ihre Form und degenerieren zu Anlässen für Eskapaden, weil die Kirche sich dem Volk nur noch meist in Gesängen
zeigt.
Zuschreibung von Kompetenz
Eine andere Magie ist die Zuschreibung einer Kompetenz zur Lösung von komplexen Problemen an einen Heilsbringer oder aber die Zuschreibung an einen Sündenbock.
Gegenwärtig sind beide Zuschreibungen erkennbar: Der politische Heilsbringer ist z. Z. der Oppositionsführer Samaras, der gegenwärtige Sündenbock ist Angela Merkl.
Die griechische Gesellschaft braucht z. Z. noch solche Magien, weil sie zu wenig Vertrauen an Rationalitätsmodelle der politischen Steuerung in einem fast untergehenden Staat und nicht genügend
Differenzierungskategorien im Bereich des Ökonomischen, des Sozialen und des Finanziellen hat.
Stolz der Griechen
Ein weiterer mythischer Bereich ist der griechische „Stolz“
Stolz bedeutet für Europäer eine Mischung zwischen nationaler Identität, Leistungen aus der Gesellschaft, persönliche Leistung und das kulturelle Profil innerhalb der umgebenden Völker. Die Symbole
und Codes sind überall an zu treffen, ob im Bereich der Kleidung, in der Sprache, in den Ritualen und in den Repräsentationen nach außen.
Griechenland hat auch seinen Stolz. Woher kommt dieser Stolz? Erinnern wir uns an die Zeit der Unterdrückung und die nachfolgenden Perioden. Nationalstolz kam erst aus der Zeit nach 1974 auf. Dieser
Stolz bedeutet endlich die Souveränität des griechischen Staates und seiner Abgrenzung gegenüber anderen Staaten. Betrachtet man diese Zeit, so hat Griechenland keine souveräne, funktional
differenzierte Gesellschaft aufbauen können, in der Pioniergeist, Unternehmerwillen und wissenschaftliche Teilhabe im Wettstreit anderer europäischer Länder statt gefunden hat. Diese Seite kann kein
Element für die Konstituierung von Stolz Ursache sein. Betrachtet man die Randbildung, so wird sehr schnell erkennbar, dass das Instrument einer Identitätsbildung durch das Militär war. Das Militär
konnte das Trauma eines Türkenüberfalls bannen und zugleich Stärke und Imponiergehabe aufbauen. Anders sind die immensen militärischen Ausgaben kaum zu erklären. Diese absolute Sicherheit gegenüber
dem traumatischen Gegner erzeugt zugleich in einigen Bereichen eine Mischung von Stolz. Arroganz und Naivität. Arroganz zeigt sich vor allem in den Bereichen des Territoriums (Besitzanspruch) und im
Umgang mit fremden Leuten; es können Touristen oder aber auch Pakistani und Afrikani sein.
Wenn wir wiederum den Begriff der Selbstreferentialität heranziehen, so können wir beobachten, dass dieses übermächtige Trauma gegenüber den Türken, heute mit dem Begriff „Neutürke“ etikettiert, nach
wie vor zu tiefst in den Körpern verankert ist und keine Reorganisation in den letzten 30 Jahren durch Aufklärung, medialer Präsenz und wissenschaftliche und historische Aufklärung stattgefunden hat.
Touristen können nicht verstehen, dass die Präsenz des Militärs z. B auf Kos absurd groß erscheint und europäisches Geld im wahrsten Sinn des Wortes verpulvert wird.
Die Randbildung
Grenzziehung:
Es kommt darauf an, welche Grenzen ein System nach innen und nach außen zieht und wie das Mitglied diese Grenzziehung befolgt oder nicht.
Die Entwicklung von Variationsmöglichkeiten innerhalb und außerhalb von ursprünglichen Grenzziehungen hat sich in Griechenland dramatisch vergrößert:
Die Grenzziehung nach außen erscheint mit einer seltsamen Paradoxie behaftet: einerseits gibt Griechenland vor, eine europäische Nation zu sein, die mit anderen europäischen Staaten gemeinsame
Probleme hat, zum anderen aber wird in der innergriechischen Kommunikation Griechenland als die Mitte der Welt mit einer eigenen Kosmologie prozessiert, in der andere Gesellschaften in das eigene
Weltbild untergebracht wurden.
Die Grenzziehung nach innen hat zwei Formen:
Grenzziehung in den Steuerungs- Systemen und Grenzziehung im Alltag:
Die Grenzziehung in den Teilsystemen und deren Folgen:
Im Alltag ist die Variation von Verhalten und Entscheidungen nicht mehr primär nach den staatlichen Grenzziehungen zu beobachten, sondern im Alltagsgeschäft durch gegenseitige Anpassung an das
Faktische und an die gegenseitige Verständigung. So lässt sich im Alltag gut leben. Wieso soll ich eine Grenzziehung beachten, wenn es daneben noch viele andere Möglichkeiten im Alltag gibt, die für
mich erfolgreich und zugleich folgenlos bleiben? Wozu brauchen wir da noch Reglementierungen seitens des Staates oder gar der Europäischen Union. Der Begriff Abweichung ist nicht als ein
risikoreiches Unterfangen oder moralisches Vergehen zu verstehen, sondern ehe als sportliche Eleganz und Cleverness, nicht umsonst gibt es die beiden Zuschreibungen: clever und stupid.
Missbrauch der Kommunikation
Es geht um den unabsichtlichen und absichtlichen Missbrauch von Kommunikation.
Dieses Problem ist in jeder modernen Gesellschaft zu sehen, besonders deutlich aber in Griechenland: Das Problem des Missbrauchs und der Täuschung von Regeln und Werten und Kommunikation ist,
dass es jederzeit passieren kann und jederzeit präsent ist. Manche Gesellschaften und ihre Regierungen versuchen aus diesem Dilemma dadurch heraus zu kommen, indem man Aufrichtigkeit,
Wahrhaftigkeit und Zuverlässigkeit durch alle möglichen Symbole oder Werte prämiert, in den Bildungseinrichtungen verkündet und im Managementbereich als Profil ausgibt.
Die Glaubwürdigkeit
Der griechische Staat hat diesen Faktor zu Strukturbildung und Stabilisierung des Staates kaum beachtet, ja teilweise durch das Prinzip der Käuflichkeit pervertiert und ausgehebelt. Das Problem
der Glaubwürdigkeit ist ein von oben nach unten und von innen nach außen gerichtetes Phänomen. Darüber ließen sich auch die Europäer täuschen, als die Regierung Karamanlis frech und dreist die
Schuldenhöhe Griechenlands herabspielten.
Anerkennung
Anerkennung ist eine notwendige Grundkategorie in Europa. Es bedeutet, dass der eine den anderen in seiner Würde, in seiner Person, in seinem Staat respektiert. Anerkennung bedeutet aber auch,
dass Leistungen des einen für den anderen vom Empfänger, von den Entscheidern und von den beteiligten Staaten gegenseitig anerkannt werden. Die unterste Ebene der Geber, die Steuerzahler, sind
größtenteils resigniert und enttäuscht, weil für die monatlichen Zahlungen nach Europa keinerlei direktes positives Echo auf der anderen Seite des Empfängers an ihn kommt, selbst dann nicht, wenn man
sich als Tourist in solchen Nehmerländer befindet. Die früher sprichwörtliche Gastfreundschaft „filoksenia“ ist in Griechenland nicht mehr so häufig an zu treffen als früher. Man wünschte sich
wenigsten ein kleines Symbol der Anerkennung für die eigenen jahrlangen Zahlungen nach Griechenland.
Europamüdigkeit
Solche „lags“ führten bereits in vielen Teilen z.B. Frankreich, Niederlanden und Deutschland zu einer Europamüdigkeit und Aggression gegen die Nehmerländer.
Diese beiden Kategorien Anerkennung und Wertschätzung sind für die Analyse der griechischen Gesellschaft von größter Empfindlichkeit.
Hier erhält das Thema Selbstreferentialität wieder an Bedeutung. Wie soll ich Leistungen von außen anerkennen, wenn mir Schaden, Verlust und Demütigungen von außen in der Vergangenheit beigefügt
wurde. Es ist im kulturellen Gedächtnis dann überhaupt nicht mehr relevant, wer diesen Schaden und Demütigung zugefügt hat, sondern es bleibt das Muster der Schuldzuschreibung und Zahlung für
immer. Diese generalisierten Muster sind die Attraktoren für eine griechische Selbstreferentialität, die von außen kaum verstehbar ist.
Hier wäre gegen solche Entmutigungseffekte die Ebene der Symbole eine Plattfom für gegenseitige Verständigung und Anerkennung: Symbole sind die nicht sprachlichen Vermittler und Träger
von Ja- Wahrscheinlichkeiten.
Symbolisierung ist die Brücke zwischen Sprache und einem verborgenen oder offenen Sinn. Leider hat sich in Europa diese Symbolisierung zum gegenseitigen Verstehen kaum entwickelt.
Gez. Prof. Dr. Edmund Kösel
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