Didaktischer Relativismus
In der sich anbahnenden Wissensgesellschaft im 21. Jahrhundert ist dem Begriff Wissen nicht mehr mit dem herkömmlichen ontologischen Wahrheitsanspruch zu begegnen.
Wir befinden uns längst in einer anderen Welt. Wissen wird heute und morgen als Unterscheidung in vielerlei Hinsichten und Bezugssystemen gesehen Jedes Thema oder Problem kann heute unter sehr
verschiedenen und andersartigen Referenzen konstruiert werden und jede dieser Konstruktionen hat ihren je eigenen Sinn. Es gibt keine Einheitskonstruktion mehr, die allen Hinsichten gerecht werden
kann und moralisch linear zu bewerten ist. Wissen basiert in erster Linie auf Begriffen, Wissensarten, Wissenskontexten, Wissenslogiken und Wissensfeldern.
In der Wissenskonstruktion brauchen wir in einer solchen Situation einen soliden didaktischen Relativismus, der davon ausgeht, daß Lehrende und Lernende einander ihre Bezugsysteme und die dahinter
liegende Architektur (Referenzbereiche, Relationen, Dimensionen, Wissensarten, Wissenskonzepte, Wissenslogiken etc.) offen legen müssen. Die schon lange geführte Diskussion um die Reduktion von
Komplexität in der Wissensvermittlung (Prinzip des Exemplarischen, des Klassischen, der Reduktion usw.) kann jetzt im Medium einer didaktischen Epistemologie neu aufgearbeitet und operativ im
Unterricht umgesetzt werden. Die Schule sollte im Rahmen einer modernen Didaktik nicht nur reproduktives Wissen als Bildungsprodukt anbieten, sondern muss dazu kommen neue Bildungsprodukte wie
Rekonstruktion, Neukonstruktion, Dekonstruktion von Wissen und Mustererkennung für gegenwärtige und evtl. zukünftige Kontexte und Situationen zu ermöglichen. Dazu wurde in jüngster Zeit ein
Instrument der Wissenskonstruktion erarbeitet (Kösel 2007).
Fotos
Ein erstes Bild meines Gartens könnt ihr euch anhand dieser Fotos machen.